Was machst du beruflich? Mit den Jahren fällt mir die Antwort auf diese Frage immer schwerer. Vor 20 Jahren habe ich geantwortet: Buchbinderin. Das ist der Beruf, den ich gelernt habe. Nach meinem Aufbaustudium zur Gestalterin im Handwerk habe ich mich als Papier- und Buchgestalterin vorgestellt. Mit der Zeit wurde meine Leidenschaft für das Papierfalten im größer – vor allem für Origamitessalationen. Dann kamen die künstlerische Fotografie, die Cyanotypie und meine Faltungen natürlicher Materialien hinzu.

Eine Zeitlang habe ich gedacht, ich müsste mich entscheiden. Zwischen Buch, Faltung und Foto. Wann ist Faltung Kunst? Wann ist das Foto wichtiger als die Faltung? Wann wird die Faltung zu einem wichtigen Element des Buches? Bis ich gemerkt habe, dass für mich alles miteinander zu tun hat, meine verschiedenen Arbeiten sich ergänzen und ineinandergreifen.

»The beauty of the natural world lies in the details.«
Natalie Angier, US-amerikanische Wissenschaftlerin und Autorin

Meine ganz unterschiedlichen Arbeiten stehen alle in Verbindung zueinander, eins ist aus der Auseinandersetzung mit einem anderen entstanden. So entwickle ich zum Beispiel Buchbindungen, in die Origamitessalationen mit einfließen. Für die Cyanotopie begann ich mit dem Pressen von Pflanzen; das wiederum weckte den Impuls, Blätter, Blüten und andere Naturmaterialien zu falten. Damit eröffnete sich für mich eine Welt von Materialien und wie beim Papier faltet sich auch jede Pflanze anders.

In all meinen künstlerischen Arbeiten finden sich die Phänomene, Muster und Strukturen aus der Natur wieder. Licht und Schatten. Geometrische Wunder, die die Natur einfach so hervorbringt. Diese setze ich – wie auch meine Faltungen – in meinen fotografischen Arbeiten künstlerisch in Szene.

Inmitten des schönen Wendlands entstehen meine Arbeiten in der Tenne eines Jahrhundert alten Fachwerkhauses mit Blick auf die Felder – meine Faltungen, Fotografien, Bindungen und Auftragsarbeiten wie Gäste und Familienbücher, gefaltete Lampenschirme oder besondere Werbeflyerfaltungen. Alle meine Werke sind mit diesem Ort eng verbunden, mit der Nähe zur Natur und der Ruhe, die ich hier im Wendland finde – als Kontrapunkt zu meinen privaten und beruflichen Reisen, die meine Arbeiten schon immer inspirieren.

Spezialgebiete
• klebstofffreie Bindungen
• Magnetverschlüsse
• Origamitessallationen
• Cyanotypien
• künstlerische Fotografie


Vita
1997 – 2000 Ausbildung zur Buchbinderin in Hamburg
2001 – 2000 Weiterbildung zur Gestalterin im Handwerk, Werkakademie für Gestaltung in Kassel
2003 – 2004 Auslandsaufenthalt in Neuseeland / Zusammenarbeit mit verschiedenen Buchbindern

Seit 2005 freiberufliche Tätigkeit in eigener Werkstatt als Buch- und Papiergestalterin

2007 – 2019 Produktentwicklung / Musterherstellung für die Serien paperOh, paperblanks, eXchange

Weiterbildungen
im centro del bel libro Ascona
bei Edwin Heim, Markus Janssens, Hedi Kyle, Benjamin Elbel und Pamela Moore

bei Cristina Balbiano d’Aramengo
Link

Matt Shlian Kunstgewerbeschule Penland, North Caronlina

in der Buchbinderei Wilgenkamp, Blokker
bei Dario Zeruto

Wettbewerbe
• 1. Preis Gruppe Sonderarbeiten Jugendleistungswettbewerb des BDBI 1999
• 1. Bundessiegerin 2000 „Die gute Form im Handwerk”
• Anerkennungspreis Hessischer Gestaltungspreis 2002
• bel libro 2009

Ausstellungen
• 2016 ‚Papier’ – Handwerksform Kassel
• 2019 ‚Quadrium’ Alles Papier – Galerie Rolandswurt Cumlosen

Presse


• The great papercraft pilgrimage – Interview mit Fletch Stewart

Link zum englischen Interview bei Wintercroft


Paper & Pattern Artikel
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Cyanotypie – eine Technik aus einer anderen Zeit
Grafikmagazin 2/2021

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Falten, die Spaß machen
Grafikmagazin 4/2021

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